In der Südwest Presse fand sich heute mal wieder ein "netter" Artikel, eher ein Kommentar als qualitativ nennenswerter Journalismus.
Kommentiert wird der Neujahrsempfang des Bischofs von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst. Dieser hat, realistischer Weise, zu bedenken gegeben, dass viele der Forderungen, die im Dialogprozess laut geworden sind, schlichtweg nicht umsetzbar sind (und meiner Meinung nach auch nur einer gewissen Schwärmerei denn wirklicher theologischer Reflexion entspringen.
Reizthema Nr. 1.: Zölibat:
Der ach so böse Papst hält in seiner altersdebilen Starrsinnigkeit an der gottgeweihten Ehelosigkeit fest. Und dies wird als die Ursache der leeren Priesterseminare ausgemacht. Wer sich ein wenig in der deutschen Seminarlandschaft auskennt, weiß, dass es durch aus auch an dem ein oder anderen Regenten liegt, dass die Häuser leer sind.
Was ist überhaupt ein Priester? Was macht der? Was macht ihn so besonders, dass man eine eigene Berufsgruppe für ihn hat? In neuester Zeit hat man den Eindruck, dass der Priester lediglich ein besserer Sozialarbeiter ist, der ab und zu ein paar religiöse Elemente abhalten muss. Also ein Arbeitender wie jeder andere, und vor allem kein Stück besser. Dass er ebenso wie jeder andere seine Unzulänglichkeiten hat, wird wohl niemand bestreiten.
Aber welche Bedeutung haben denn noch die Berufung zur besonderen Nachfolge und die sakramentale Dimension unseres Glaubens, wenn der Priester im Zuge mit anderen hauptamtlichen Seelsorgern auf eine Stufe gestellt wird? Ist das Priestersein eine bloße Frage der im Studium erworbenen fachlichen Qualifikation? Dann bestünde tatsächlich nur ein marginaler Unterschied zwischen einem Priester und einem Pastoralreferenten. Und dann kann man natürlich auch gleich Pastoralreferent werden, weil das ja eh das gleiche ist. Dafür brauche ich Ehelosigkeit nicht zu versprechen.
Ein Priester, der die vor Gott versprochene Ehelosigkeit nicht lebt, ist wie ein Ehemann, der eine Nebenfrau hat. Die enge Verbindung zu Jesus Christus in Gebet und Feier der Sakramente ist equivalent zur ehelichen Beziehung zwischen Mann und Frau. So man bei der Trauung verspricht, in guten wie in schlechten Tagen den anderen zu lieben und zu achten und das eigene Wohl und Wollen hinter die Bedürfnisse des anderen zurückzustellen, so ist der Priester dazu berufen, als Zeugnis für das Reich Gottes alles in die Hand Gottes zu legen. Und das bedeutet genauso, dass ich meine eigenen Bedürfnisse hinter das Wohl der anderen Stelle.
Und was ist mit der Intimität? Ja...das scheint zu fehlen....und ist meines Erachtens auch ein Makel der reformierten Liturgie. Der intimste Moment in Verhältnis Priester-Jesus, das sprechen der Wandlungsworte...wo der Priester ganz hinter sich selbst zurücktritt und den Herrn selber durch sich selbst Sprechen und Handeln lässt. Das betonte auch der Selige Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia":
Wenn die Eucharistie Mitte und Höhepunkt des Lebens der Kirche ist, so ist sie es in gleicher Weise für das priesterliche Dienstamt. Mit einem dankbaren Herzen gegenüber unserem Herrn Jesus Christus unterstreiche ich deshalb von neuem, dass die Eucharistiefeier "der wesentliche und zentrale Seinsgrund für das Sakrament des Priestertums ist, das ja im Augenblick der Einsetzung der Eucharistie und zusammen mit ihr gestiftet worden ist." Ecclesia de Eucharistia, 31
Priesterliches Wirken kann nur fruchtbar sein, wenn es aus einer lebendigen Beziehung zum Herrn kommt. Nur wenn ich wirklich für den Herrn brenne, und das drückt sich auch in dem Verzicht auf die eheliche Verbindung mit einer Frau aus, kann ich andere anstecken. Wer das Priesteramt als einen Beruf wie jeden anderen versteht, wo man ab 18 Uhr die Beine hochlegen kann, der hat Wesentliches nicht verstanden.
Reizthema Nr. 2: Gemeinsames Abendmahl
Viele wünschen sich eine gemeinsame Mahlfeier mit den evangelischen Glaubensgeschwistern. Anders, als es der Artikel suggerieren möchte, ist es aber keine theologische Haarspalterei, sondern da geht es schon ans Eingemachte. Und es treten deutliche Unterschiede zu Tage.
Das evangelische Abendmahl ist eine Gedächtnisfeier. So wie ich meinen Geburtstag jedes Jahr feiere, um mich daran etwas zu erinnern und vielleicht auch noch aus Dankbarkeit, dass es mich überhaupt gibt, so feiern die evangelischen kirchlichen Gemeinschaften eine Mahlfeier als Gedächtnisfeier an das Letzte Abendmahl.
Für den katholischen Christen steckt aber viel mehr dahinter. Da ist die Feier der Messe nicht nur eine Erinnerung an etwas Vergangenes, sondern in der Messe wird das ganze Heilsgeschehen gegenwärtig.
Zu Beginn der Messe versammeln sich die Menschen in der sehnsüchtigen Erwartung der Gegenwart Gottes. Ähnlich wie das Volk Israel auf den Messias gewartet hat.
Und genauso, wie sich das Volk Israel der Trennung von Gott und der benötigten Erlösung durch den Messias bewusst war, so beten wir heute in der Messe das Schuldbekenntnis und rufen den Herrn um sein Erbarmen an.
Die Menschwerdung ist im Gloria enthalten, dem Gesang, dass die Engel singen, als sie den Hirten erschienen um die Geburt zu verkündigen.
In den Lesungen und im Evangelium werden die Jahre des Lehrens Jesu spürbar.
In der Gabenbereitung sehen wir den Palsmsonntag, den Einzug in Jerusalem.
In der Opferung der Gaben das Geheimnis von Kreuz, Tod und Auferstehung.
Und in der Kommunion die Verbindung mit dem Herrn und die Stärkung für die Nachfolge in der Welt, wie sie auch an Pfingsten durch den Heiligen Geist vom Himmel auf die Jünger herabkam.
Und das ist nich nur theologische Haarspalterei, sondern über 1000 Jahre alte Tradition und Kraftquelle unzähliger Brüder und Schwestern, die uns im Glauben voran gegangen sind. In jeder Messe wird uns die gesamte Heilsgeschichte immer wieder vor Augen geführt und gegenwärtig gesetzt. Als das wirkt bis heute, ist nicht nur etwas bloß Vergangenes.
Ich treffe mich gerne auch mit evangelischen Brüdern zum gemeinsamen unverfänglichen Abendessen. Aber aus schwärmerischer Gesinnung diesen Reichtum unserer Liturgie auf dem Silbertablett zu servieren lehre ich ab.
Das die Einheit der Christenheit eines der wichtigsten Ziele aller Christen sein sollte, liegt auf der Hand. Nicht umsonst bekennen wir uns zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Aber dazu gehört auch die Einheit mit unserer Geschichte, mit unserer Tradition, mit den Aposteln, den apostolischen Vätern und allen Brüdern und Schwestern durch Zeit und Ewigkeit. Nicht nur das wohlige Kuschelgefühl heute.
Aber für all das haben vor allem Journalisten keinen Blick, und deshalb schreibt man auch solche wirren Kommentare, die letztlich nur ein Zeugnis gegen die eigenen journalistischen Fähigkeiten sind.
Pressefreiheit hin oder her: Die andere Seite der Medaille ist, dass man auch bei der Wahrheit bleibt.
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