Mittwoch, 22. Februar 2012

Vierzig Tage, um in der Gottes- und Menschenliebe zu wachsen

Evangelium nach Matthäus 6,1-6.16-18.













Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten.
Wenn du Almosen gibst, laß es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.
Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, daß sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht,
damit die Leute nicht merken, daß du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.



Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Gregor der Große (um 540 - 604), Papst und Kirchenlehrer
Homilien zu den Evangelien, Nr. 16, 5

 
Vierzig Tage, um in der Gottes- und Menschenliebe zu wachsen
Wenn wir die heiligen vierzig Tage der Fastenzeit beginnen, müssen wir sorgfältig untersuchen, was der Grund für diese vierzig Tage währende Enthaltsamkeit ist. Moses hat, bevor er ein zweites Mal die Gebote empfing, vierzig Tage gefastet (Ex 34,28). Elias hat in der Wüste vierzig Tage nichts gegessen (1 Kön 19,8). Der Schöpfer der Menschen selber hat, als er unter den Menschen weilte, vierzig Tage lang keine Nahrung zu sich genommen (Mt 4,2). Bemühen auch wir uns, so weit möglich, unseren Leib während dieser heiligen vierzig Tage im Jahr durch Enthaltsamkeit zu zügeln... , um, wie Paulus sagt, „ein lebendiges, heiliges Opfer“ (Röm 12,1) zu werden. Der Mensch ist eine lebendige Opfergabe, (vgl. Apg 5,6), wenn er noch in diesem Leben die Begierden dieser Welt in sich absterben lässt.

Die fleischliche Befriedigung hat uns zur Sünde verleitet (Gen 3,6), die Abtötung des Fleisches muss uns wieder Vergebung erlangen. Adam hat die Frucht des Baumes gegessen, die zu essen verboten war, und so gegen die Gebote des Lebens verstoßen. Also müssen wir, die wir uns durch Nahrungsaufnahme die Freuden des Paradieses verwirkt haben, uns bemühen, sie durch Enthaltsamkeit wiederzuerlangen.

Es soll aber keiner glauben, dass diese Enthaltsamkeit allein ausreicht. Durch den Mund des Propheten sagt der Herr vielmehr: „Das ist ein Fasten wie ich es liebe: An die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen in dein Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen“ (Jes 58, 6-7). Das ist das Fasten, das der Herr gutheißt...:  Fasten aus Liebe zum Nächsten, voller Güte. Schenke also den Anderen, was du dir selbst entziehst; so kann die Buße deines Leibes dem körperlichen Wohlergehen deines Nächsten, der in Not ist, aufhelfen.

Montag, 13. Februar 2012

Wir glauben ,,wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder sich täuschen noch täuschen kann"


Evangelium nach Markus 8,11-13.

Da kamen die Pharisäer und begannen ein Streitgespräch mit ihm; sie forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel, um ihn auf die Probe zu stellen. Da seufzte er tief auf und sagte: Was fordert diese Generation ein Zeichen? Amen, das sage ich euch: Dieser Generation wird niemals ein Zeichen gegeben werden.
Und er verließ sie, stieg in das Boot und fuhr ans andere Ufer.





Kommentar zum heutigen Evangelium

Katechismus der Katholischen Kirche, § 156-159
Die die glauben sehen die Zeichen
Die Merkmale des Glaubens. Der Glaube und der Verstand: Der Beweggrund, zu glauben, liegt nicht darin, daß die geoffenbarten Wahrheiten im Licht unserer natürlichen Vernunft wahr und einleuchtend erscheinen. Wir glauben ,,wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder sich täuschen noch täuschen kann" (I. Vatikanisches Konzil). ,,Damit nichtsdestoweniger der Gehorsam unseres Glaubens mit der Vernunft übereinstimmend sei, wollte Gott, daß mit den inneren Hilfen des Heiligen Geistes äußere Beweise seiner Offenbarung verbunden werden". So sind die Wunder Christi und der Heiligen [Vgl. Mk 16,20; Hebr 2,4.], die Weissagungen, die Ausbreitung und Heiligkeit der Kirche, ihre Fruchtbarkeit und ihr Fortbestehen ,,ganz sichere und dem Erkenntnisvermögen aller angepaßte Zeichen der göttlichen Offenbarung", Beweggründe der Glaubwürdigkeit, die zeigen, daß ,,die Zustimmung zum Glauben keineswegs eine blinde Regung des Herzens ist" (I. Vatikanisches Konzil).

Der Glaube ist gewiß, gewisser als jede menschliche Erkenntnis, denn er gründet auf dem Wort Gottes, das nicht lügen kann. Zwar können die geoffenbarten Wahrheiten der menschlichen Vernunft und Erfahrung dunkel erscheinen, aber "die Gewißheit durch das göttliche Licht ist größer als die Gewißheit durch das Licht der natürlichen Vernunft" (Hl. Thomas v. Aquin). "Zehntausend Schwierigkeiten machen keinen einzigen Zweifel aus" (Sel. J. H. Newman). "Der Glaube sucht zu verstehen" (Hl. Anselm). Wer wirklich glaubt, sucht den, in den er seinen Glauben setzt, besser zu erkennen und das von ihm Geoffenbarte besser zu verstehen...

Glaube und Wissenschaft. "Auch wenn der Glaube über der Vernunft steht, so kann es dennoch niemals eine wahre Unstimmigkeit zwischen Glauben und Vernunft geben: denn derselbe Gott, der die Geheimnisse offenbart und den Glauben eingießt, hat in den menschlichen Geist das Licht der Vernunft gelegt; Gott aber kann sich nicht selbst verleugnen, noch (kann] jemals Wahres Wahrem widersprechen" (I. Vatikanisches Konzil). "Deshalb wird die methodische Forschung in allen Disziplinen, wenn sie in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und gemäß den sittlichen Normen vorgeht, niemals dem Glauben wahrhaft widerstreiten, weil die profanen Dinge und die Dinge des Glaubens sich von demselben Gott herleiten. Ja, wer bescheiden und ausdauernd die Geheimnisse der Dinge zu erforschen versucht, wird, auch wenn er sich dessen nicht bewußt ist, gleichsam an der Hand Gottes geführt, der alle Dinge trägt und macht, daß sie das sind, was sie sind" (II. Vatikanisches Konzil).

Donnerstag, 9. Februar 2012

Safer Obama

Eigentlich kann man den aktuellen Vorstoß der Obama-Regierung nur mit einem Kopfschütteln und einem spöttischen Lachen quittieren. Seit 40 Jahren wird uns vorgekaut, dass Sexualität die private Sachen des Einzelnen sei und sich da auch niemand einzumischen habe.....besonders nicht "DIE Kirche".

Im Umkehrschluss soll aber der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer die Verhütungsmittel bezahlen?

Verkehrte Welt...

Mittwoch, 8. Februar 2012

«Erschaffe mir Gott ein reines Herz»

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Gregor von Nyssa (um 335 - 395), Mönch und Bischof
Homilien zu den Seligpreisungen, Nr. 6
 
«Erschaffe mir Gott ein reines Herz» (Ps 51,12)
„Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8). Wir glauben gerne, dass uns ein gereinigtes Herz höchstmögliche Freude erfahren lässt; solch eine Reinigung des Herzens scheint aber genauso illusorisch zu sein wie die Auffahrt in den Himmel. Welche Jakobsleiter (Gen 28,12), welchen feurigen Wagen, der dem gleicht, der den Propheten Elija zum Himmel getragen hat (2 Kön 2,11), werden wir vorfinden, um unsere Herzen der Schönheit des Himmels entgegenzuführen und sie von ihrer ganzen irdischen Last zu befreien?...

Zur Tugend gelangen wir nicht ohne Mühe. Wie viel Schweiß und Prüfung, Anstrengung und Leid sind damit verbunden! Die Schrift ruft uns wiederholt ins Gedächtnis, dass das Tor zum Himmel eng und der Weg dahin schmal ist, wohingegen die Sünde uns ins Verderben führt und der Weg dahin breit ist, eben und abschüssig (Mt 7,13-14). Und doch versichert uns die gleiche Schrift, dass wir zu diesem höheren Dasein gelangen können... Wie wird man rein? Die Bergpredigt lehrt es uns fast an jeder Stelle. Lest die Gebote, die sie enthält, eines nach dem anderen, und die wahre Kunst der Herzensreinigung wird sich euch erschließen...

Christus verspricht uns die Seligkeit; gleichzeitig aber belehrt und formt er uns, damit dieses Versprechen Wirklichkeit werden kann. Zweifelsohne gelangen wir nicht ohne Mühe zur Seligkeit. Aber vergleiche mal diese Mühe mit der Lebensform, aus der sie dich herausholt; dann wirst du merken, um wie viel peinvoller die Sünde ist, wenn nicht unmittelbar, so doch in deinem künftigen Leben... Wie armselig sind doch  jene, deren Geist in Sittenlosigkeit verharrt! Sie erblicken nur das Gesicht des Widersachers. Das Leben eines Gerechten hingegen ist gekennzeichnet vom Antlitz Gottes... Wir wissen doch, welche Spuren ein Leben in Sünde einerseits und ein Leben in Gerechtigkeit anderseits in uns hinterlassen. Wir haben die Freiheit, zwischen beiden Alternativen zu wählen.  Fliehen wir doch vor der Visage des Bösen, entreißen wir ihm die widerliche Maske und bekleiden wir uns mit dem göttlichen Antlitz, reinigen wir unser Herz! So wird die Freude zu unserem Besitz, und das Antlitz Gottes leuchtet in uns dank unsrer Reinheit in unserem Herrn Christus Jesus.  

Montag, 6. Februar 2012

Alle, die ihn berührten, wurden geheilt

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Teresa von Avila (1515-1582), Karmelitin, Kirchenlehrerin
Der Weg der Vollkommenheit, Kap. 36

 
Alle, die ihn berührten, wurden geheilt
Als Jesus in dieser Welt weilte, heilte eine einfache Berührung seiner Kleider die Kranken. Warum also sollten wir zweifeln, so wir denn Glauben haben, dass er auch zu unseren Gunsten Wunder wirkt, wo er doch so innig mit uns verbunden ist in der eucharistischen Kommunion? Warum schenkt er uns nicht, was wir von ihm erbitten, wo er doch bei sich zu Hause ist? Seine Majestät zahlt seiner Gewohnheit nach nicht schlecht für die Gastfreundschaft, die man ihm in unserer Seele gewährt, wenn man ihn gut aufnimmt. Bereitet es euch Pein, unseren Herrn nicht mit den leiblichen Augen betrachten zu können? Sagt euch, dass es uns augenblicklich einfach nicht zusteht...
Doch sobald unser Herr sieht, dass eine Seele von seiner Gegenwart profitiert, enthüllt er sich ihr. Sie wird ihn wohl nicht mit den leiblichen Augen sehen, doch er wird sich ihr in gewichtigen inneren Empfindungen offenbaren oder auf viele andere Weisen. Bleibt also wohlgemut bei ihm. Verliert keine so günstige Gelegenheit, wie es die Stunde nach der Kommunion ist, um eure Belange anzusprechen.   

Freitag, 3. Februar 2012

Gott - I. Die Erkenntnis Gottes (3)

Geistesblindheit durch Abkehr von Gott

Wenn du sagst: "Zeige mir deinen Gott!", so möchte ich dir antworten: "Zeige mir den Menschen in dir, und ich will dir meinen Gott zeigen!"

Zeige mir also, dass die Augen deiner Seele sehen und die Ohren deines Herzens hören! Die mit ihren leiblichen Augen Sehenden nehmen die Vorgänge im Erdenleben wahr und unterscheiden zugleich die verschiedenen Erscheinungen, ob Licht oder Finsternis, ob etwas weiß oder schwarz, mißgestaltet oder wohlgestaltet, harmonisch und ebenmäßig oder unharmonisch und ohne Ebenmaß oder über das Maß hinaus oder einseitig ist; in gleicher Weise unterscheidet man bei Dingen, die unter das Gehör fallen, ob ein Ton hoch oder tief oder angenehm ist.

So verhält es sich auch mit den Ohren des Herzens und den Augen des Geistes, wenn es sich um die Möglichkeit handelt, Gott zu schauen. Gott wird von denen gesehen, die imstande sind, ihn zu sehen, d.h. wenn sie die Augen ihres Geistes offen halten. Denn es haben zwar alle ihre Augen, aber bei einigen sind sie getrübt: sie sehen deshalb das Licht der Sonne nicht. Und wenn die Blinden nicht sehen, so folgt daraus gewiß nicht, dass die Sonne nicht scheint, sondern die Blinden müssen sich und ihren Augen die Schuld zuschreiben. So hast auch du, Mensch, infolge deiner Sünden und schlechten Handlungen getrübte Augen.

Die Seele des Menschen ist rein wie ein blanker Metallspiegel. Wenn Rost auf dem Metallspiegel liegt, kann man das Antlitz des Menschen im Spiegel nicht sehen; so kann auch, wenn die Sünde im Menschen ist, ein solcher Gott nicht sehen. Zeige also dich selbst, ob du kein Ehebrecher, kein Unzüchtiger, kein Dieb, kein Räuber, keine Wegelagerer, kein Jugendverderber, kein Mann der Gewalttat, ob du nicht schmähsüchtig, zornmütig, neidisch, prahlerisch, argwöhnisch, ein Raufbold, ein Geizhals, ungehorsam gegen die Eltern, ein Verkäufer deiner Kinder bist. Solchen, die derlei tun, erscheint Gott nicht, wenn sie sich nicht zuvor von allem Schmutz reinigen. Alles das verdunkelt dich wie das Eindringen eines Splitters ins Auge, dass es das Licht der Sonne nicht schauen kann. So umgibt dich, Mensch, die Abkehr von Gott mit Finsternis, dass du Gott nicht sehen kannst.

Theophilus von Antiochien: An Autolykus I,2

Donnerstag, 2. Februar 2012

Gott - I. Die Erkenntnis Gottes (2)

Untauglichkeit des leiblichen Augen zur Gottesschau

Es ist unmöglich, mit fleischlichen Augen Gott zu sehen. Das Unkörperliche kann nicht von körperlichen Augen geschaut werden. Der eingeborene Sohn Gottes selbst hat es bezeugt, wenn er sagt: "Niemand hat Gott je gesehen." (Joh 1,18) Wollte jemand aus dem, was bei Ezechiel geschrieben steht, schließen, Ezechiel habe Gott gesehen, [dann frage ich:] was sagt die Schrift?

"Er sah ein Sinnbild der Herrlichkeit des Herrn." (Ez 1,28) Er sah nicht den Herrn selbst, sondern das Sinnbild seiner Herrlichkeit; er sah nicht einmal seine Herrlichkeit, wie sie in der Tat ist. Als er nur das Sinnbild seiner Herrlichkeit, nicht die Herrlichkeit selbst sah, fiel er vor Furcht auf die Erde nieder. Wenn der Anblick des Sinnbildes der Herrlichkeit dem Propheten Furcht und Schrecken einflößte, dann wäre gewiss des Todes, wer es versuchen würde, Gott zu schauen, zumal es da heißt: "Niemand wird mein Angesicht schauen und leben." [Ex 33,20].

Daher hat Gott, damit wir nicht des Todes sind, in seiner unendlichen Güte den Himmel als Vorhang vor seine eigene Gottheit ausgebreitet. Nicht meine Lehre ist es, sondern der Prophet hat es gesagt: "Würdest du den Himmel öffnen, dann würde die Berge Schrecken vor dir erfassen, und sie würde dahinschwinden." [Jes 64,1]

Wunderst du dich, dass Ezechiel, als er das Sinnbild der Herrlichkeit sah, niederfiel? Als Gabriel, der Diener des Herrn, dem Daniel erschien, wurde er sofort von Schrecken ergriffen und fiel auf sein Angesicht; der Prophet wagte nicht zu antworten, bis der Engel sich gezwungen sah, die Gestalt eines Menschensohnes anzunehmen. [Vgl. Ez 8,1 f.] Wenn die Erscheinung Gabriels den Propheten Schrecken einjagte, wären dann nicht alle zugrunde gegangen, wenn Gott sich ihnen gezeigt hätte, wie er ist?

Leiblichen Augen ist es unmöglich, die göttliche Natur zu schauen. Doch ist es möglich, von den Werken Gottes aus zur Vorstellung seiner Macht zu gelangen.Salomon sagte: "In der Größe und Schönheit der Geschöpfe wird ihr Schöpfer entsprechend geschaut." [Weish 13,5] Er sagte nicht: "In den Geschöpfen wird der Schöpfer geschaut", sondern er fügte noch bei :"entsprechend". Denn Gott erscheint um so größer, je tiefer der Mensch in die Geschöpfe eindringt. Schlägt im öfteren Eindringen sein Herz hoch, dann vertieft sich die Vorstellung von Gott.

Willst du wissen, warum es unmöglich ist, die Natur Gottes zu begreifen? Die drei Jünglinge im Feuerofen preisen Gott mit den Worten: "Gepriesen seist du, der du in die Abgründe schaust und auf den Cherubim thronst!" [Dan 3,55] Sage mir, welches ist die Natur der Cherubim, und dann stelle dir den vor, der darauf thront! Der Prophet Ezechiel hat, soweit es möglich war, die Cherubim beschrieben mit den Worten: "Ein jeder hat vier Gesichter, das eines Menschen, eines Löwen, eines Adlers, eines Rindes. Ein jeder hat sechs Flügel, Augen haben sie auf allen Seiten. Unter einem von jeden ist ein vierteiliges Rad." [Ez 1,6ff.] Aber trotzdem der Prophet diese Beschreibung gibt, können wir, wenn wir sie lesen, die Cherubim doch nicht fassen.

Wenn wir aber den Thron trotz seiner Beschreibung nicht erfassen können, wie sollten wir denn den unsichtbaren, unbeschreiblichen Gott, der darauf thront, zu erfassen vermögen? Es ist unmöglich, die Natur Gottes ganz zu erforschen, aber es ist möglich, Gott auf Grund seiner sichtbaren Geschöpfe Lobpreisung emporzusenden.

Cyrill von Jerusalem: Taufkatechese 9, 1-3

Mittwoch, 1. Februar 2012

Stimmen der Alten Kirche zum Zölibat

Stimmen der Alten Kirche zum Zölibat

Synode von Elvira (300-303?)
Zölibat der Kleriker
Kan 27. Ein Bischof sowie jeder beliebeige andere Kleriker soll nur seine Schwester oder Tochter, wenn sie Gott geweihte Jungfrau ist, bei sich haben; es wurde beschlossen, dass er keinesfalls eine fremde [bei sich] haben [darf].
Kan 33. Es wurde beschlossen, den Bischöfen, Priestern und Diakonen sowie allen Klerikern, die den Dienst versehen, folgendes Verbot aufzuerlegen: Sie sollen sich von ihren Ehefrauen enthalten und keine Kinder zeugen: jeder aber, der [es] tut, soll aus der Ehrenstellung des Klerikers verjagt werden.

Papst Siricius (384-399)
Brief  "Directa ad decessorem" an Bischof Himerius von Tarragona, 10. Februar 385

(Kap 7, §8) ...Wir haben nämlich erfahren, dass sehr viele Priester Christi und Leviten lange Zeit nach ihrer Weihe sowohl aus eigenen Ehen als auch aus schändlichem Beischlaf Nachkommenschaft gezeugt haben und ihr Vergehen mit dem Vorwand verteidigen, dass man im Alten Testament lese, den Priestern und Dienern [sei] die Erlaubnis zum Zeugen zugestanden.
[Gegen dieses Argument wendet der Papst ein:] (§9) Warum wurden die Priester geheißen, im Jahre des Amtes sogar fern von ihren Häusern im Tempel zu wohnen? Aus diesem Grund nämlich, damit sie nicht einmal mit ihren Frauen fleischlichen Verkehr ausüben konnten, um in der Reinheit des Gewissens leuchtend ein Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen.
(§10) Daher bezeugt auch der Herr Jesus, nachdem er uns mit seiner Ankunft erleuchtet hatte, im Evangelium, dass er gekommen sei, das Gesetz zu erfüllen, nicht aufzulösen [Mt 5,17]. Und deshalb wollte er, dass die Gestalt der Kirche, deren Bräutigam er ist, im Glanze der Keuschheit erstrahle, damit er sie am Tage des Gerichtes, wenn er wieder kommt "ohne Makel und Runzel" [Eph 5,27] ....finden kann. Durch das unauflösliche Gesetz dieser Bestimmungen werden wir alle, Priester und LEviten, gebunden, auf dass wir vom Tage unserer Weihe an sowohl unsere Herzen als auch Leiber der Enthaltsamkeit und Keuschheit überantworten, damit wir dem Herrn, unserem Gott, in den Opfern gefallen, die wir täglich darbringen.

Gott - I. Die Erkenntnis Gottes (1)

Gebet um Erkenntnis

"Herr, Du bist groß und hoch zu preisen; groß ist Deine Kraft und unermeßlich Deine Weisheit." (Ps 144,3; Ps 146,5)
Auch der Mensch will Dich loben als Teil Deiner Schöpfung, auch der Mensch, der seine Sterblichkeit mitschleppt, der das Zeugnis seiner Sünde mitschleppt, das Zeugnis, dass Du den Hoffärtigen widerstehst.

Und dennoch will auch der Mensch Dich loben als ein Teil Deiner Schöpfung, Du erweckst Freude daran, Dich zu loben, denn Du hast uns auf Dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz,  auf das es in Dir Ruhe finde. So will ich dich suchen, Herr, indem ich Dich anrufe, und Dich anrufen, da ich an dich glaube.

Wer wird es mir geben, in Dir zur Ruhe zu kommen? Wer wird es mir geben, dass Du in mein Herz kommst und es trunken machst, dass ich meine Übel vergesse und mein einziges Gut empfange - Dich? Was bist Du mir? Erbarm Dich, dass ich reden kann!

Was bin ich Dir, dass Du von mir geliebt zu werden verlangst, dass Du mir zürnst, mich mit grenzenlosem Elend bedrohst, tue ichs nicht? Ist das Elend denn klein, wenn ich Dich nicht liebe? Ich Armer! Herr, mein Gott, sag mir durch Dein Erbarmen, was Du mir bist! Sprich zu meiner Seele: "Ich bin dein Heil!" Sprich so, dass ich höre! Sieh, die Ohren meines Herzens sind vor Dir, Herr. Öffne sie und sprich zu meiner Seele: "Ich bin dein Heil!" Diesen Worten will ich nachlaufen und ich will Dich fassen. Verbirg nicht vor mir Dein Angesicht. Ich will sterben, es zu erblicken, auf dass ich nicht sterben muss.

Augustinus: Confessiones I, 1.5

Kirchenväterreihe

Ich möchte heute eine Reihe beginnen, die darauf blickt, welchen reichen theologischen Schatz die Kirchenväter uns hinterlassen haben. Zunächst wird das grobe Thema Gott selbst sein, wie es um die Erkenntnis Gottes steht, wie man von ihm Reden soll, was seine Eigenschaften sind.