Donnerstag, 2. Februar 2012

Gott - I. Die Erkenntnis Gottes (2)

Untauglichkeit des leiblichen Augen zur Gottesschau

Es ist unmöglich, mit fleischlichen Augen Gott zu sehen. Das Unkörperliche kann nicht von körperlichen Augen geschaut werden. Der eingeborene Sohn Gottes selbst hat es bezeugt, wenn er sagt: "Niemand hat Gott je gesehen." (Joh 1,18) Wollte jemand aus dem, was bei Ezechiel geschrieben steht, schließen, Ezechiel habe Gott gesehen, [dann frage ich:] was sagt die Schrift?

"Er sah ein Sinnbild der Herrlichkeit des Herrn." (Ez 1,28) Er sah nicht den Herrn selbst, sondern das Sinnbild seiner Herrlichkeit; er sah nicht einmal seine Herrlichkeit, wie sie in der Tat ist. Als er nur das Sinnbild seiner Herrlichkeit, nicht die Herrlichkeit selbst sah, fiel er vor Furcht auf die Erde nieder. Wenn der Anblick des Sinnbildes der Herrlichkeit dem Propheten Furcht und Schrecken einflößte, dann wäre gewiss des Todes, wer es versuchen würde, Gott zu schauen, zumal es da heißt: "Niemand wird mein Angesicht schauen und leben." [Ex 33,20].

Daher hat Gott, damit wir nicht des Todes sind, in seiner unendlichen Güte den Himmel als Vorhang vor seine eigene Gottheit ausgebreitet. Nicht meine Lehre ist es, sondern der Prophet hat es gesagt: "Würdest du den Himmel öffnen, dann würde die Berge Schrecken vor dir erfassen, und sie würde dahinschwinden." [Jes 64,1]

Wunderst du dich, dass Ezechiel, als er das Sinnbild der Herrlichkeit sah, niederfiel? Als Gabriel, der Diener des Herrn, dem Daniel erschien, wurde er sofort von Schrecken ergriffen und fiel auf sein Angesicht; der Prophet wagte nicht zu antworten, bis der Engel sich gezwungen sah, die Gestalt eines Menschensohnes anzunehmen. [Vgl. Ez 8,1 f.] Wenn die Erscheinung Gabriels den Propheten Schrecken einjagte, wären dann nicht alle zugrunde gegangen, wenn Gott sich ihnen gezeigt hätte, wie er ist?

Leiblichen Augen ist es unmöglich, die göttliche Natur zu schauen. Doch ist es möglich, von den Werken Gottes aus zur Vorstellung seiner Macht zu gelangen.Salomon sagte: "In der Größe und Schönheit der Geschöpfe wird ihr Schöpfer entsprechend geschaut." [Weish 13,5] Er sagte nicht: "In den Geschöpfen wird der Schöpfer geschaut", sondern er fügte noch bei :"entsprechend". Denn Gott erscheint um so größer, je tiefer der Mensch in die Geschöpfe eindringt. Schlägt im öfteren Eindringen sein Herz hoch, dann vertieft sich die Vorstellung von Gott.

Willst du wissen, warum es unmöglich ist, die Natur Gottes zu begreifen? Die drei Jünglinge im Feuerofen preisen Gott mit den Worten: "Gepriesen seist du, der du in die Abgründe schaust und auf den Cherubim thronst!" [Dan 3,55] Sage mir, welches ist die Natur der Cherubim, und dann stelle dir den vor, der darauf thront! Der Prophet Ezechiel hat, soweit es möglich war, die Cherubim beschrieben mit den Worten: "Ein jeder hat vier Gesichter, das eines Menschen, eines Löwen, eines Adlers, eines Rindes. Ein jeder hat sechs Flügel, Augen haben sie auf allen Seiten. Unter einem von jeden ist ein vierteiliges Rad." [Ez 1,6ff.] Aber trotzdem der Prophet diese Beschreibung gibt, können wir, wenn wir sie lesen, die Cherubim doch nicht fassen.

Wenn wir aber den Thron trotz seiner Beschreibung nicht erfassen können, wie sollten wir denn den unsichtbaren, unbeschreiblichen Gott, der darauf thront, zu erfassen vermögen? Es ist unmöglich, die Natur Gottes ganz zu erforschen, aber es ist möglich, Gott auf Grund seiner sichtbaren Geschöpfe Lobpreisung emporzusenden.

Cyrill von Jerusalem: Taufkatechese 9, 1-3

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