Sonntag, 11. März 2012

«In drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten»

Evangelium nach Johannes 2,13-25.
Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um.
Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.
Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen läßt du uns sehen als Beweis, daß du dies tun darfst?
Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, daß er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat.
Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle
und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wußte, was im Menschen ist.



Kommentar zum heutigen Evangelium
Origenes (um 185-253), Priester und Theologe
Kommentar zum Johannesevangelium, 10  
 
«In drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten»
Das Geheimnis unserer Auferstehung ist groß und äußerst schwer auszuforschen. Es wird in vielen Texten der Schrift angekündigt, vor allem aber bei Ezechiel...: „Der Geist des Herrn versetzte mich mitten in die Ebene. Sie war voll von menschlichen Gebeinen...; sie waren ganz ausgetrocknet. Der Herr fragte mich: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: Herr und Gott, das weißt nur du. Da sagte er zu mir: Sprich als Prophet über diese Gebeine und sag zu ihnen: Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des Herrn“ (Ez 37,1-4)...

Was für Knochen sollten es denn sein, zu denen gesagt wird: „Hört das Wort des Herrn“... wenn es nicht der Leib Christi ist, von dem der Herr sagte: „Gelöst haben sich alle meine Glieder“ (Ps 22,15)?... Wie die Auferstehung des wahren und vollkommenen Leibes Christi stattgefunden hat, so werden eines Tages die Glieder Christi wieder verbunden sein, Knochen mit Knochen, Gelenk mit Gelenk. Keiner, dem dieses Gelenk fehlt, wird „zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen“ (Eph 4,13). Dann werden alle Glieder des Leibes, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden“ (1 Kor 12,12).

Ich spreche hier von dem Tempel, von dem der Herr gesagt hat: „Der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt“ (Ps 69,10), und von den Juden, die von ihm ein Zeichen verlangten; ich spreche auch von seiner Entgegnung...: „Reißt diesen Tempel nieder, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“. Denn aus diesem Tempel, der den Leib Christi darstellt, muss alles entfernt werden, was dem Recht entgegensteht und was mit Kommerz zu tun hat, damit dieser Tempel in Zukunft kein Haus der Händler mehr ist. Außerdem muss er... nach seiner Zerstörung durch die, die sich dem Wort Gottes verweigern, am dritten Tag wieder aufgebaut werden. Dank der Reinigung durch Christus werden seine Jünger alles, was gegen das Recht ist, und alles, was mit Kommerz zu tun hat, hinter sich lassen. Und aufgrund des Eifers des Logos, des Wortes Gottes, werden seine Jünger, in denen er gegenwärtig ist, „zerstört“, um dann in drei Tagen von Jesus wieder „aufgebaut“ zu werden... Denn es sind ganze drei Tage nötig, um diesen Wiederaufbau zu vollenden. Deshalb kann man einerseits sagen, dass die Auferstehung bereits stattgefunden hat, und andererseits, dass sie noch kommt. „Wir werden wahrhaftig mit Christus begraben“ und „werden mit ihm auferstehen“ (vgl. Röm 6,4)... Alle werden mit Christus lebendig gemacht werden. Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: erster ist Christus, dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören (1 Kor 15,22f).

Mittwoch, 22. Februar 2012

Vierzig Tage, um in der Gottes- und Menschenliebe zu wachsen

Evangelium nach Matthäus 6,1-6.16-18.













Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten.
Wenn du Almosen gibst, laß es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.
Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, daß sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht,
damit die Leute nicht merken, daß du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.



Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Gregor der Große (um 540 - 604), Papst und Kirchenlehrer
Homilien zu den Evangelien, Nr. 16, 5

 
Vierzig Tage, um in der Gottes- und Menschenliebe zu wachsen
Wenn wir die heiligen vierzig Tage der Fastenzeit beginnen, müssen wir sorgfältig untersuchen, was der Grund für diese vierzig Tage währende Enthaltsamkeit ist. Moses hat, bevor er ein zweites Mal die Gebote empfing, vierzig Tage gefastet (Ex 34,28). Elias hat in der Wüste vierzig Tage nichts gegessen (1 Kön 19,8). Der Schöpfer der Menschen selber hat, als er unter den Menschen weilte, vierzig Tage lang keine Nahrung zu sich genommen (Mt 4,2). Bemühen auch wir uns, so weit möglich, unseren Leib während dieser heiligen vierzig Tage im Jahr durch Enthaltsamkeit zu zügeln... , um, wie Paulus sagt, „ein lebendiges, heiliges Opfer“ (Röm 12,1) zu werden. Der Mensch ist eine lebendige Opfergabe, (vgl. Apg 5,6), wenn er noch in diesem Leben die Begierden dieser Welt in sich absterben lässt.

Die fleischliche Befriedigung hat uns zur Sünde verleitet (Gen 3,6), die Abtötung des Fleisches muss uns wieder Vergebung erlangen. Adam hat die Frucht des Baumes gegessen, die zu essen verboten war, und so gegen die Gebote des Lebens verstoßen. Also müssen wir, die wir uns durch Nahrungsaufnahme die Freuden des Paradieses verwirkt haben, uns bemühen, sie durch Enthaltsamkeit wiederzuerlangen.

Es soll aber keiner glauben, dass diese Enthaltsamkeit allein ausreicht. Durch den Mund des Propheten sagt der Herr vielmehr: „Das ist ein Fasten wie ich es liebe: An die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen in dein Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen“ (Jes 58, 6-7). Das ist das Fasten, das der Herr gutheißt...:  Fasten aus Liebe zum Nächsten, voller Güte. Schenke also den Anderen, was du dir selbst entziehst; so kann die Buße deines Leibes dem körperlichen Wohlergehen deines Nächsten, der in Not ist, aufhelfen.

Montag, 13. Februar 2012

Wir glauben ,,wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder sich täuschen noch täuschen kann"


Evangelium nach Markus 8,11-13.

Da kamen die Pharisäer und begannen ein Streitgespräch mit ihm; sie forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel, um ihn auf die Probe zu stellen. Da seufzte er tief auf und sagte: Was fordert diese Generation ein Zeichen? Amen, das sage ich euch: Dieser Generation wird niemals ein Zeichen gegeben werden.
Und er verließ sie, stieg in das Boot und fuhr ans andere Ufer.





Kommentar zum heutigen Evangelium

Katechismus der Katholischen Kirche, § 156-159
Die die glauben sehen die Zeichen
Die Merkmale des Glaubens. Der Glaube und der Verstand: Der Beweggrund, zu glauben, liegt nicht darin, daß die geoffenbarten Wahrheiten im Licht unserer natürlichen Vernunft wahr und einleuchtend erscheinen. Wir glauben ,,wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder sich täuschen noch täuschen kann" (I. Vatikanisches Konzil). ,,Damit nichtsdestoweniger der Gehorsam unseres Glaubens mit der Vernunft übereinstimmend sei, wollte Gott, daß mit den inneren Hilfen des Heiligen Geistes äußere Beweise seiner Offenbarung verbunden werden". So sind die Wunder Christi und der Heiligen [Vgl. Mk 16,20; Hebr 2,4.], die Weissagungen, die Ausbreitung und Heiligkeit der Kirche, ihre Fruchtbarkeit und ihr Fortbestehen ,,ganz sichere und dem Erkenntnisvermögen aller angepaßte Zeichen der göttlichen Offenbarung", Beweggründe der Glaubwürdigkeit, die zeigen, daß ,,die Zustimmung zum Glauben keineswegs eine blinde Regung des Herzens ist" (I. Vatikanisches Konzil).

Der Glaube ist gewiß, gewisser als jede menschliche Erkenntnis, denn er gründet auf dem Wort Gottes, das nicht lügen kann. Zwar können die geoffenbarten Wahrheiten der menschlichen Vernunft und Erfahrung dunkel erscheinen, aber "die Gewißheit durch das göttliche Licht ist größer als die Gewißheit durch das Licht der natürlichen Vernunft" (Hl. Thomas v. Aquin). "Zehntausend Schwierigkeiten machen keinen einzigen Zweifel aus" (Sel. J. H. Newman). "Der Glaube sucht zu verstehen" (Hl. Anselm). Wer wirklich glaubt, sucht den, in den er seinen Glauben setzt, besser zu erkennen und das von ihm Geoffenbarte besser zu verstehen...

Glaube und Wissenschaft. "Auch wenn der Glaube über der Vernunft steht, so kann es dennoch niemals eine wahre Unstimmigkeit zwischen Glauben und Vernunft geben: denn derselbe Gott, der die Geheimnisse offenbart und den Glauben eingießt, hat in den menschlichen Geist das Licht der Vernunft gelegt; Gott aber kann sich nicht selbst verleugnen, noch (kann] jemals Wahres Wahrem widersprechen" (I. Vatikanisches Konzil). "Deshalb wird die methodische Forschung in allen Disziplinen, wenn sie in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und gemäß den sittlichen Normen vorgeht, niemals dem Glauben wahrhaft widerstreiten, weil die profanen Dinge und die Dinge des Glaubens sich von demselben Gott herleiten. Ja, wer bescheiden und ausdauernd die Geheimnisse der Dinge zu erforschen versucht, wird, auch wenn er sich dessen nicht bewußt ist, gleichsam an der Hand Gottes geführt, der alle Dinge trägt und macht, daß sie das sind, was sie sind" (II. Vatikanisches Konzil).

Donnerstag, 9. Februar 2012

Safer Obama

Eigentlich kann man den aktuellen Vorstoß der Obama-Regierung nur mit einem Kopfschütteln und einem spöttischen Lachen quittieren. Seit 40 Jahren wird uns vorgekaut, dass Sexualität die private Sachen des Einzelnen sei und sich da auch niemand einzumischen habe.....besonders nicht "DIE Kirche".

Im Umkehrschluss soll aber der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer die Verhütungsmittel bezahlen?

Verkehrte Welt...

Mittwoch, 8. Februar 2012

«Erschaffe mir Gott ein reines Herz»

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Gregor von Nyssa (um 335 - 395), Mönch und Bischof
Homilien zu den Seligpreisungen, Nr. 6
 
«Erschaffe mir Gott ein reines Herz» (Ps 51,12)
„Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8). Wir glauben gerne, dass uns ein gereinigtes Herz höchstmögliche Freude erfahren lässt; solch eine Reinigung des Herzens scheint aber genauso illusorisch zu sein wie die Auffahrt in den Himmel. Welche Jakobsleiter (Gen 28,12), welchen feurigen Wagen, der dem gleicht, der den Propheten Elija zum Himmel getragen hat (2 Kön 2,11), werden wir vorfinden, um unsere Herzen der Schönheit des Himmels entgegenzuführen und sie von ihrer ganzen irdischen Last zu befreien?...

Zur Tugend gelangen wir nicht ohne Mühe. Wie viel Schweiß und Prüfung, Anstrengung und Leid sind damit verbunden! Die Schrift ruft uns wiederholt ins Gedächtnis, dass das Tor zum Himmel eng und der Weg dahin schmal ist, wohingegen die Sünde uns ins Verderben führt und der Weg dahin breit ist, eben und abschüssig (Mt 7,13-14). Und doch versichert uns die gleiche Schrift, dass wir zu diesem höheren Dasein gelangen können... Wie wird man rein? Die Bergpredigt lehrt es uns fast an jeder Stelle. Lest die Gebote, die sie enthält, eines nach dem anderen, und die wahre Kunst der Herzensreinigung wird sich euch erschließen...

Christus verspricht uns die Seligkeit; gleichzeitig aber belehrt und formt er uns, damit dieses Versprechen Wirklichkeit werden kann. Zweifelsohne gelangen wir nicht ohne Mühe zur Seligkeit. Aber vergleiche mal diese Mühe mit der Lebensform, aus der sie dich herausholt; dann wirst du merken, um wie viel peinvoller die Sünde ist, wenn nicht unmittelbar, so doch in deinem künftigen Leben... Wie armselig sind doch  jene, deren Geist in Sittenlosigkeit verharrt! Sie erblicken nur das Gesicht des Widersachers. Das Leben eines Gerechten hingegen ist gekennzeichnet vom Antlitz Gottes... Wir wissen doch, welche Spuren ein Leben in Sünde einerseits und ein Leben in Gerechtigkeit anderseits in uns hinterlassen. Wir haben die Freiheit, zwischen beiden Alternativen zu wählen.  Fliehen wir doch vor der Visage des Bösen, entreißen wir ihm die widerliche Maske und bekleiden wir uns mit dem göttlichen Antlitz, reinigen wir unser Herz! So wird die Freude zu unserem Besitz, und das Antlitz Gottes leuchtet in uns dank unsrer Reinheit in unserem Herrn Christus Jesus.  

Montag, 6. Februar 2012

Alle, die ihn berührten, wurden geheilt

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Teresa von Avila (1515-1582), Karmelitin, Kirchenlehrerin
Der Weg der Vollkommenheit, Kap. 36

 
Alle, die ihn berührten, wurden geheilt
Als Jesus in dieser Welt weilte, heilte eine einfache Berührung seiner Kleider die Kranken. Warum also sollten wir zweifeln, so wir denn Glauben haben, dass er auch zu unseren Gunsten Wunder wirkt, wo er doch so innig mit uns verbunden ist in der eucharistischen Kommunion? Warum schenkt er uns nicht, was wir von ihm erbitten, wo er doch bei sich zu Hause ist? Seine Majestät zahlt seiner Gewohnheit nach nicht schlecht für die Gastfreundschaft, die man ihm in unserer Seele gewährt, wenn man ihn gut aufnimmt. Bereitet es euch Pein, unseren Herrn nicht mit den leiblichen Augen betrachten zu können? Sagt euch, dass es uns augenblicklich einfach nicht zusteht...
Doch sobald unser Herr sieht, dass eine Seele von seiner Gegenwart profitiert, enthüllt er sich ihr. Sie wird ihn wohl nicht mit den leiblichen Augen sehen, doch er wird sich ihr in gewichtigen inneren Empfindungen offenbaren oder auf viele andere Weisen. Bleibt also wohlgemut bei ihm. Verliert keine so günstige Gelegenheit, wie es die Stunde nach der Kommunion ist, um eure Belange anzusprechen.   

Freitag, 3. Februar 2012

Gott - I. Die Erkenntnis Gottes (3)

Geistesblindheit durch Abkehr von Gott

Wenn du sagst: "Zeige mir deinen Gott!", so möchte ich dir antworten: "Zeige mir den Menschen in dir, und ich will dir meinen Gott zeigen!"

Zeige mir also, dass die Augen deiner Seele sehen und die Ohren deines Herzens hören! Die mit ihren leiblichen Augen Sehenden nehmen die Vorgänge im Erdenleben wahr und unterscheiden zugleich die verschiedenen Erscheinungen, ob Licht oder Finsternis, ob etwas weiß oder schwarz, mißgestaltet oder wohlgestaltet, harmonisch und ebenmäßig oder unharmonisch und ohne Ebenmaß oder über das Maß hinaus oder einseitig ist; in gleicher Weise unterscheidet man bei Dingen, die unter das Gehör fallen, ob ein Ton hoch oder tief oder angenehm ist.

So verhält es sich auch mit den Ohren des Herzens und den Augen des Geistes, wenn es sich um die Möglichkeit handelt, Gott zu schauen. Gott wird von denen gesehen, die imstande sind, ihn zu sehen, d.h. wenn sie die Augen ihres Geistes offen halten. Denn es haben zwar alle ihre Augen, aber bei einigen sind sie getrübt: sie sehen deshalb das Licht der Sonne nicht. Und wenn die Blinden nicht sehen, so folgt daraus gewiß nicht, dass die Sonne nicht scheint, sondern die Blinden müssen sich und ihren Augen die Schuld zuschreiben. So hast auch du, Mensch, infolge deiner Sünden und schlechten Handlungen getrübte Augen.

Die Seele des Menschen ist rein wie ein blanker Metallspiegel. Wenn Rost auf dem Metallspiegel liegt, kann man das Antlitz des Menschen im Spiegel nicht sehen; so kann auch, wenn die Sünde im Menschen ist, ein solcher Gott nicht sehen. Zeige also dich selbst, ob du kein Ehebrecher, kein Unzüchtiger, kein Dieb, kein Räuber, keine Wegelagerer, kein Jugendverderber, kein Mann der Gewalttat, ob du nicht schmähsüchtig, zornmütig, neidisch, prahlerisch, argwöhnisch, ein Raufbold, ein Geizhals, ungehorsam gegen die Eltern, ein Verkäufer deiner Kinder bist. Solchen, die derlei tun, erscheint Gott nicht, wenn sie sich nicht zuvor von allem Schmutz reinigen. Alles das verdunkelt dich wie das Eindringen eines Splitters ins Auge, dass es das Licht der Sonne nicht schauen kann. So umgibt dich, Mensch, die Abkehr von Gott mit Finsternis, dass du Gott nicht sehen kannst.

Theophilus von Antiochien: An Autolykus I,2

Donnerstag, 2. Februar 2012

Gott - I. Die Erkenntnis Gottes (2)

Untauglichkeit des leiblichen Augen zur Gottesschau

Es ist unmöglich, mit fleischlichen Augen Gott zu sehen. Das Unkörperliche kann nicht von körperlichen Augen geschaut werden. Der eingeborene Sohn Gottes selbst hat es bezeugt, wenn er sagt: "Niemand hat Gott je gesehen." (Joh 1,18) Wollte jemand aus dem, was bei Ezechiel geschrieben steht, schließen, Ezechiel habe Gott gesehen, [dann frage ich:] was sagt die Schrift?

"Er sah ein Sinnbild der Herrlichkeit des Herrn." (Ez 1,28) Er sah nicht den Herrn selbst, sondern das Sinnbild seiner Herrlichkeit; er sah nicht einmal seine Herrlichkeit, wie sie in der Tat ist. Als er nur das Sinnbild seiner Herrlichkeit, nicht die Herrlichkeit selbst sah, fiel er vor Furcht auf die Erde nieder. Wenn der Anblick des Sinnbildes der Herrlichkeit dem Propheten Furcht und Schrecken einflößte, dann wäre gewiss des Todes, wer es versuchen würde, Gott zu schauen, zumal es da heißt: "Niemand wird mein Angesicht schauen und leben." [Ex 33,20].

Daher hat Gott, damit wir nicht des Todes sind, in seiner unendlichen Güte den Himmel als Vorhang vor seine eigene Gottheit ausgebreitet. Nicht meine Lehre ist es, sondern der Prophet hat es gesagt: "Würdest du den Himmel öffnen, dann würde die Berge Schrecken vor dir erfassen, und sie würde dahinschwinden." [Jes 64,1]

Wunderst du dich, dass Ezechiel, als er das Sinnbild der Herrlichkeit sah, niederfiel? Als Gabriel, der Diener des Herrn, dem Daniel erschien, wurde er sofort von Schrecken ergriffen und fiel auf sein Angesicht; der Prophet wagte nicht zu antworten, bis der Engel sich gezwungen sah, die Gestalt eines Menschensohnes anzunehmen. [Vgl. Ez 8,1 f.] Wenn die Erscheinung Gabriels den Propheten Schrecken einjagte, wären dann nicht alle zugrunde gegangen, wenn Gott sich ihnen gezeigt hätte, wie er ist?

Leiblichen Augen ist es unmöglich, die göttliche Natur zu schauen. Doch ist es möglich, von den Werken Gottes aus zur Vorstellung seiner Macht zu gelangen.Salomon sagte: "In der Größe und Schönheit der Geschöpfe wird ihr Schöpfer entsprechend geschaut." [Weish 13,5] Er sagte nicht: "In den Geschöpfen wird der Schöpfer geschaut", sondern er fügte noch bei :"entsprechend". Denn Gott erscheint um so größer, je tiefer der Mensch in die Geschöpfe eindringt. Schlägt im öfteren Eindringen sein Herz hoch, dann vertieft sich die Vorstellung von Gott.

Willst du wissen, warum es unmöglich ist, die Natur Gottes zu begreifen? Die drei Jünglinge im Feuerofen preisen Gott mit den Worten: "Gepriesen seist du, der du in die Abgründe schaust und auf den Cherubim thronst!" [Dan 3,55] Sage mir, welches ist die Natur der Cherubim, und dann stelle dir den vor, der darauf thront! Der Prophet Ezechiel hat, soweit es möglich war, die Cherubim beschrieben mit den Worten: "Ein jeder hat vier Gesichter, das eines Menschen, eines Löwen, eines Adlers, eines Rindes. Ein jeder hat sechs Flügel, Augen haben sie auf allen Seiten. Unter einem von jeden ist ein vierteiliges Rad." [Ez 1,6ff.] Aber trotzdem der Prophet diese Beschreibung gibt, können wir, wenn wir sie lesen, die Cherubim doch nicht fassen.

Wenn wir aber den Thron trotz seiner Beschreibung nicht erfassen können, wie sollten wir denn den unsichtbaren, unbeschreiblichen Gott, der darauf thront, zu erfassen vermögen? Es ist unmöglich, die Natur Gottes ganz zu erforschen, aber es ist möglich, Gott auf Grund seiner sichtbaren Geschöpfe Lobpreisung emporzusenden.

Cyrill von Jerusalem: Taufkatechese 9, 1-3

Mittwoch, 1. Februar 2012

Stimmen der Alten Kirche zum Zölibat

Stimmen der Alten Kirche zum Zölibat

Synode von Elvira (300-303?)
Zölibat der Kleriker
Kan 27. Ein Bischof sowie jeder beliebeige andere Kleriker soll nur seine Schwester oder Tochter, wenn sie Gott geweihte Jungfrau ist, bei sich haben; es wurde beschlossen, dass er keinesfalls eine fremde [bei sich] haben [darf].
Kan 33. Es wurde beschlossen, den Bischöfen, Priestern und Diakonen sowie allen Klerikern, die den Dienst versehen, folgendes Verbot aufzuerlegen: Sie sollen sich von ihren Ehefrauen enthalten und keine Kinder zeugen: jeder aber, der [es] tut, soll aus der Ehrenstellung des Klerikers verjagt werden.

Papst Siricius (384-399)
Brief  "Directa ad decessorem" an Bischof Himerius von Tarragona, 10. Februar 385

(Kap 7, §8) ...Wir haben nämlich erfahren, dass sehr viele Priester Christi und Leviten lange Zeit nach ihrer Weihe sowohl aus eigenen Ehen als auch aus schändlichem Beischlaf Nachkommenschaft gezeugt haben und ihr Vergehen mit dem Vorwand verteidigen, dass man im Alten Testament lese, den Priestern und Dienern [sei] die Erlaubnis zum Zeugen zugestanden.
[Gegen dieses Argument wendet der Papst ein:] (§9) Warum wurden die Priester geheißen, im Jahre des Amtes sogar fern von ihren Häusern im Tempel zu wohnen? Aus diesem Grund nämlich, damit sie nicht einmal mit ihren Frauen fleischlichen Verkehr ausüben konnten, um in der Reinheit des Gewissens leuchtend ein Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen.
(§10) Daher bezeugt auch der Herr Jesus, nachdem er uns mit seiner Ankunft erleuchtet hatte, im Evangelium, dass er gekommen sei, das Gesetz zu erfüllen, nicht aufzulösen [Mt 5,17]. Und deshalb wollte er, dass die Gestalt der Kirche, deren Bräutigam er ist, im Glanze der Keuschheit erstrahle, damit er sie am Tage des Gerichtes, wenn er wieder kommt "ohne Makel und Runzel" [Eph 5,27] ....finden kann. Durch das unauflösliche Gesetz dieser Bestimmungen werden wir alle, Priester und LEviten, gebunden, auf dass wir vom Tage unserer Weihe an sowohl unsere Herzen als auch Leiber der Enthaltsamkeit und Keuschheit überantworten, damit wir dem Herrn, unserem Gott, in den Opfern gefallen, die wir täglich darbringen.

Gott - I. Die Erkenntnis Gottes (1)

Gebet um Erkenntnis

"Herr, Du bist groß und hoch zu preisen; groß ist Deine Kraft und unermeßlich Deine Weisheit." (Ps 144,3; Ps 146,5)
Auch der Mensch will Dich loben als Teil Deiner Schöpfung, auch der Mensch, der seine Sterblichkeit mitschleppt, der das Zeugnis seiner Sünde mitschleppt, das Zeugnis, dass Du den Hoffärtigen widerstehst.

Und dennoch will auch der Mensch Dich loben als ein Teil Deiner Schöpfung, Du erweckst Freude daran, Dich zu loben, denn Du hast uns auf Dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz,  auf das es in Dir Ruhe finde. So will ich dich suchen, Herr, indem ich Dich anrufe, und Dich anrufen, da ich an dich glaube.

Wer wird es mir geben, in Dir zur Ruhe zu kommen? Wer wird es mir geben, dass Du in mein Herz kommst und es trunken machst, dass ich meine Übel vergesse und mein einziges Gut empfange - Dich? Was bist Du mir? Erbarm Dich, dass ich reden kann!

Was bin ich Dir, dass Du von mir geliebt zu werden verlangst, dass Du mir zürnst, mich mit grenzenlosem Elend bedrohst, tue ichs nicht? Ist das Elend denn klein, wenn ich Dich nicht liebe? Ich Armer! Herr, mein Gott, sag mir durch Dein Erbarmen, was Du mir bist! Sprich zu meiner Seele: "Ich bin dein Heil!" Sprich so, dass ich höre! Sieh, die Ohren meines Herzens sind vor Dir, Herr. Öffne sie und sprich zu meiner Seele: "Ich bin dein Heil!" Diesen Worten will ich nachlaufen und ich will Dich fassen. Verbirg nicht vor mir Dein Angesicht. Ich will sterben, es zu erblicken, auf dass ich nicht sterben muss.

Augustinus: Confessiones I, 1.5

Kirchenväterreihe

Ich möchte heute eine Reihe beginnen, die darauf blickt, welchen reichen theologischen Schatz die Kirchenväter uns hinterlassen haben. Zunächst wird das grobe Thema Gott selbst sein, wie es um die Erkenntnis Gottes steht, wie man von ihm Reden soll, was seine Eigenschaften sind.

Sonntag, 29. Januar 2012

"Nur der bußfertige Mann wird bestehen"



Wie hieß es noch im dritten Teil der Indiana Jones-Saga:
"Nur der bußfertige Mann wird bestehen......er kniet nieder!"


Die Einsicht, dass wir trotz der Taufgnade immer noch dazu neigen, Schuld auf uns zu laden, ist der erste Schritt zur Besserung. Wie oft neigen wir doch, uns selbst erlösen und  erhöhen zu wollen, in dem wir sagen, dass es ja auch eigentlich alles gar nicht so schlimm ist... Doch der Herr "zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen".


Haben wir wieder mehr Mut, mit uns selbst etwas kritischer zu sein....und der Herr selbst, wird uns zu sich emporheben. "Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.!" ( Lk 14,11)

Eine neue Lehre

Hl. Hieronymus (347 – 420), Priester, Bibelübersetzer und Kirchenlehrer
Kommentar zum Markusevangelium, 2 
 
Eine neue Lehre  
„Der unreine Geist zerrte ihn hin und her und fuhr mit großem Geschrei aus ihm aus.“ Das ist seine Art, seinen Schmerz zu zeigen: Indem er mit Gewalt an ihm zerrt. Und da er der Seele des Menschen keinen Schaden zufügen konnte, hat der Dämon seine Gewalttätigkeit dem Körper zugefügt. Diese leibhaftigen Zeichen waren andererseits das einzige Mittel, das ihm zur Verfügung stand um anzuzeigen, dass er ausfahren würde. Der reine Geist offenbart seine Gegenwart – der unreine Geist schlägt sich in die Flucht...

„Alle wurden von Angst ergriffen und fragten sich: ‚Was soll das bedeuten.'“ Schauen wir in die Apostelgeschichte und auf die Zeichen, die die ersten Propheten wirkten. Was sagen die Zauberer des Pharao zu den Wunderzeichen des Mose? „Das ist der Finger Gottes“ (vgl. Ex 8,15). Moses ist es, der sie vollbringt, doch sie erkennen darin die Macht eines anderen. Später sollten die Apostel andere Wunder vollbringen: „Im Namen Jesu, stehe auf und gehe!“ (vgl. Apg 3,6); „Da befahl Paulus dem Geist im Namen Jesu, aus dieser Frau auszufahren.“ (vgl. Apg 16,18). Der Name Jesu wird immer genannt. Doch was sagt er selbst hier? „Fahre aus diesem Menschen aus.“, ohne genauer zu werden. Denn in seinem eigenen Namen gibt er dem Geist den Befehl, auszufahren. „Alle wurden von Furcht ergriffen und fragten sich: ‚Was hat das zu bedeuten? Eine neue Lehre, die mit Vollmacht verkündet wird.'“ Die Austreibung des Dämons hatte an sich nichts Neues: Die Exorzisten der Hebräer vollzogen sie häufig. Doch was sagt Jesus? Was ist das für eine neue Lehre? Wo steckt die Neuheit? Dass er in seiner eigenen Autorität den unreinen Geistern befiehlt. Er nennt niemand anderes: Er gibt selbst den Befehl; er spricht nicht in eines anderen Namen, sondern mit eigener Autorität.

Dienstag, 24. Januar 2012

„Der ist mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter“



Dienstag der 3. Woche im Jahreskreis
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Augustinus (354 - 430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Predigt über den Hl. Matthäus

Gebt acht, ich bitte euch inständig, auf das, was Christus der Herr sagt, während er die Hand über seine Jünger ausstreckt: „Das hier sind meine Mutter und meine Brüder“. Und dann: „Wer den Willen meines Vaters erfüllt, der mich gesandt hat, der ist mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter.“ Hat die Jungfrau Maria etwa den Willen des Vaters nicht erfüllt, sie, die aus Glauben vertraut hat, die aus Glauben empfangen hat, die auserwählt worden war, damit das Heil um unsretwillen geboren werde? Sie, die in Christus geschaffen worden war, bevor Christus in ihr geschaffen wurde? Die heilige Maria hat tatsächlich den Willen des Vaters erfüllt. Folglich ist es für Maria wichtiger, Jünger Christi gewesen zu sein als die Mutter Christi. Es war für sie nützlicher, Jüngerin Christi gewesen zu sein als seine Mutter. Also war Maria glückselig, weil sie, noch bevor sie den Herrn gebar, ihn unter ihrem Herzen getragen hat.

Heilige Maria, selige Maria! Und dennoch ist die Kirche wichtiger als die Jungfrau Maria. Warum? Weil Maria ein Teil der Kirche ist, ein herausragendes Glied, ein Glied, das die anderen Glieder überragt, aber schließlich doch nur ein Glied des ganzen Leibes ... Also, meine Lieben, schaut euch an: Ihr seid Glieder Christi, ihr seid der Leib Christi (1 Kor 12,77). Wie könnt ihr das sein? Achtet darauf, was er sagt: „Das hier sind meine Mutter und meine Brüder“. Wie solltet ihr die Mutter Christi sein? „Wer hört, wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter“. 

www.http://evangeliumtagfuertag.org/

Mittwoch, 18. Januar 2012

Worte Jesu an Dich!

Ich kenne dein Elend, die Kämpfe, die Drangsale, die Schwächen deines Leibes. Ich weiß um deine Feigheit, deine Sünden, und trotzdem sage ich dir:
„Gib mir dein Herz, liebe mich, so wie du bist!“
Wenn du darauf wartest, ein Engel zu werden, um dich der Liebe hinzugeben, wirst du mich nie lieben. – Wenn du auch feige bist in der Erfüllung deiner Pflichten und in der Übung der Tugenden, wenn du auch oftmals in jene Sünden zurückfällst, die du nicht mehr begehen möchtest, ich erlaube dir nicht, mich nicht zu lieben. Liebe mich so wie du bist!

In jedem Augeblick und welcher Situation du dich auch befindest, im Eifer oder in der Trockenheit, in Treue oder Untreue, liebe mich, so wie du bist!

Ich will die Liebe deines armen Herzens. Wenn du wartest, bis du vollkommen bist, wirst du mich nie lieben …
Könnte ich nicht vielleicht aus jedem Sandkörnchen einen Seraph machen, strahlend vor Reinheit, Edelmut und Liebe? Bin ich nicht der Allmächtige?
Und wenn es mir gefällt, jene wunderbaren Wesen im Nichts zu belassen und die armselige Liebe deines Herzens zu bevorzugen, bin ich nicht immer der Herr meiner Liebe? Mein Kind, laß mich dich lieben, ich will dein Herz.
Sicherlich will ich dich mit der Zeit umwandeln, doch heute, liebe mich so wie du bist!

Und ich wünsche, daß du dasselbe tust; ich will aus der Untiefe des Elends die Liebe aufsteigen sehen. – Ich liebe in dir auch deine Schwäche, ich liebe die Liebe der Armen und Armseligen. Ich will, daß aus den Elenden unaufhörlich der große Ruf aufsteige: „Jesus ich liebe Dich!“

Ich will einzig und allein den Gesang deines Herzens, ich brauch nicht deine Weisheit und nicht deine Talente. Eines nur ist mir wichtig – dich mit Liebe arbeiten zu sehen.

Es sind nicht deine Tugenden, die ich wünsche. Wenn ich dir solche geben sollte, du bist so schwach, daß dieselben nur deine Eigenliebe nähren würden – doch kümmere dich nicht darum. Ich hätte dich zu großen Dingen bestimmen können; nein, du wirst der unnütze Knecht sein. Ich werde dir sogar das Wenige nehmen, das du hast, weil ich dich nur für die Liebe erschaffen habe.
Heute stehe ich an der Pforte deines Herzens, wie ein Bettler, ich der König der Könige! Ich klopfe an und warte. Beeile dich, mir zu öffnen. Berufe dich nicht auf dein Elend. Wenn du deine Dürftigkeit vollkommen kenntest, würdest du vor Schmerz sterben.
Was mein Herz verwunden würde, wäre – zu sehen, daß du an mir zweifelst und es an Vertrauen zu mir fehlen ließest.

Ich will, daß du an mich denkst in jeder Stunde des Tages und der Nacht.Ich will, daß du auch die unbedeutendste Handlung aus Liebe zu mir tust. Ich rechne auf dich, daß du mir Freude schenkst. Kümmere dich nicht darum, daß du keine Tugenden besitzest. Ich werde dir die meinigen geben. Wenn du zu leiden haben wirst, werde ich dir die Kraft geben. Wenn du mir deine Liebe schenkst, werde ich dir soviel geben, daß du zu lieben verstehst – weit mehr als du erträumen kannst.Denke jedoch daran, mich so zu lieben wie du bist!

Ich habe dir meine Mutter gegeben. Lasse gar alles durch ihr so reines Herz hindurchgehen. Was auch kommen mag, warte ja nicht darauf, heilig zu werden, um dich der Liebe hinzugeben, du würdest mich nie lieben und nun gehe, gehe und liebe mich!

Schuster, bleib bei deinen Leisten

In der Südwest Presse fand sich heute mal wieder ein "netter" Artikel, eher ein Kommentar als qualitativ nennenswerter Journalismus.


Kommentiert wird der Neujahrsempfang des Bischofs von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst. Dieser hat, realistischer Weise, zu bedenken gegeben, dass viele der Forderungen, die im Dialogprozess laut geworden sind, schlichtweg nicht umsetzbar sind (und meiner Meinung nach auch nur einer gewissen Schwärmerei denn wirklicher theologischer Reflexion entspringen.


Reizthema Nr. 1.: Zölibat:
Der ach so böse Papst hält in seiner altersdebilen Starrsinnigkeit an der gottgeweihten Ehelosigkeit fest. Und dies wird als die Ursache der leeren Priesterseminare ausgemacht. Wer sich ein wenig in der deutschen Seminarlandschaft auskennt, weiß, dass es durch aus auch an dem ein oder anderen Regenten liegt, dass die Häuser leer sind.
Was ist überhaupt ein Priester? Was macht der? Was macht ihn so besonders, dass man eine eigene Berufsgruppe für ihn hat? In neuester Zeit hat man den Eindruck, dass der Priester lediglich ein besserer Sozialarbeiter ist, der ab und zu ein paar religiöse Elemente abhalten muss. Also ein Arbeitender wie jeder andere, und vor allem kein Stück besser. Dass er ebenso wie jeder andere seine Unzulänglichkeiten hat, wird wohl niemand bestreiten. 
Aber welche Bedeutung haben denn noch die Berufung zur besonderen Nachfolge und die sakramentale Dimension unseres Glaubens, wenn der Priester im Zuge mit anderen hauptamtlichen Seelsorgern auf eine Stufe gestellt wird? Ist das Priestersein eine bloße Frage der im Studium erworbenen fachlichen Qualifikation? Dann bestünde tatsächlich nur ein marginaler Unterschied zwischen einem Priester und einem Pastoralreferenten. Und dann kann man natürlich auch gleich Pastoralreferent werden, weil das ja eh das gleiche ist. Dafür brauche ich Ehelosigkeit nicht zu versprechen.
Ein Priester, der die vor Gott versprochene Ehelosigkeit nicht lebt, ist wie ein Ehemann, der eine Nebenfrau hat. Die enge Verbindung zu Jesus Christus in Gebet und Feier der Sakramente ist equivalent zur ehelichen Beziehung zwischen Mann und Frau. So man bei der Trauung verspricht, in guten wie in schlechten Tagen den anderen zu lieben und zu achten und das eigene Wohl und Wollen hinter die Bedürfnisse des anderen zurückzustellen, so ist der Priester dazu berufen, als Zeugnis für das Reich Gottes alles in die Hand Gottes zu legen. Und das bedeutet genauso, dass ich meine eigenen Bedürfnisse hinter das Wohl der anderen Stelle.
Und was ist mit der Intimität? Ja...das scheint zu fehlen....und ist meines Erachtens auch ein Makel der reformierten Liturgie. Der intimste Moment in Verhältnis Priester-Jesus, das sprechen der Wandlungsworte...wo der Priester ganz hinter sich selbst zurücktritt und den Herrn selber durch sich selbst Sprechen und Handeln lässt. Das betonte auch der Selige Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia":


Wenn die Eucharistie Mitte und Höhepunkt des Lebens der Kirche ist, so ist sie es in gleicher Weise für das priesterliche Dienstamt. Mit einem dankbaren Herzen gegenüber unserem Herrn Jesus Christus unterstreiche ich deshalb von neuem, dass die Eucharistiefeier "der wesentliche und zentrale Seinsgrund für das Sakrament des Priestertums ist, das ja im Augenblick der Einsetzung der Eucharistie und zusammen mit ihr gestiftet worden ist." Ecclesia de Eucharistia, 31

Priesterliches Wirken kann nur fruchtbar sein, wenn es aus einer lebendigen Beziehung zum Herrn kommt. Nur wenn ich wirklich für den Herrn brenne, und das drückt sich auch in dem Verzicht auf die eheliche Verbindung mit einer Frau aus, kann ich andere anstecken. Wer das Priesteramt als einen Beruf wie jeden anderen versteht, wo man ab 18 Uhr die Beine hochlegen kann, der hat Wesentliches nicht verstanden.



Reizthema Nr. 2: Gemeinsames Abendmahl
Viele wünschen sich eine gemeinsame Mahlfeier mit den evangelischen Glaubensgeschwistern. Anders, als es der Artikel suggerieren möchte, ist es aber keine theologische Haarspalterei, sondern da geht es schon ans Eingemachte. Und es treten deutliche Unterschiede zu Tage.

Das evangelische Abendmahl ist eine Gedächtnisfeier. So wie ich meinen Geburtstag jedes Jahr feiere, um mich daran etwas zu erinnern und vielleicht auch noch aus Dankbarkeit, dass es mich überhaupt gibt, so feiern die evangelischen kirchlichen Gemeinschaften eine Mahlfeier als Gedächtnisfeier an das Letzte Abendmahl.
Für den katholischen Christen steckt aber viel mehr dahinter. Da ist die Feier der Messe nicht nur eine Erinnerung an etwas Vergangenes, sondern in der Messe wird das ganze Heilsgeschehen gegenwärtig.

Zu Beginn der Messe versammeln sich die Menschen in der sehnsüchtigen Erwartung der Gegenwart Gottes. Ähnlich wie das Volk Israel auf den Messias gewartet hat.
Und genauso, wie sich das Volk Israel der Trennung von Gott und der benötigten Erlösung durch den Messias bewusst war, so beten wir heute in der Messe das Schuldbekenntnis und rufen den Herrn um sein Erbarmen an.
Die Menschwerdung ist im Gloria enthalten, dem Gesang, dass die Engel singen, als sie den Hirten erschienen um die Geburt zu verkündigen.
In den Lesungen und im Evangelium werden die Jahre des Lehrens Jesu spürbar.
In der Gabenbereitung sehen wir den Palsmsonntag, den Einzug in Jerusalem.
In der Opferung der Gaben das Geheimnis von Kreuz, Tod und Auferstehung.
Und in der Kommunion die Verbindung mit dem Herrn und die Stärkung für die Nachfolge in der Welt, wie sie auch an Pfingsten durch den Heiligen Geist vom Himmel auf die Jünger herabkam.

Und das ist nich nur theologische Haarspalterei, sondern über 1000 Jahre alte Tradition und Kraftquelle unzähliger Brüder und Schwestern, die uns im Glauben voran gegangen sind. In jeder Messe wird uns die gesamte Heilsgeschichte immer wieder vor Augen geführt und gegenwärtig gesetzt. Als das wirkt bis heute, ist nicht nur etwas bloß Vergangenes.

Ich treffe mich gerne auch mit evangelischen Brüdern zum gemeinsamen unverfänglichen Abendessen. Aber aus schwärmerischer Gesinnung diesen Reichtum unserer Liturgie auf dem Silbertablett zu servieren lehre ich ab.
Das die Einheit der Christenheit eines der wichtigsten Ziele aller Christen sein sollte, liegt auf der Hand. Nicht umsonst bekennen wir uns zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Aber dazu gehört auch die Einheit mit unserer Geschichte, mit unserer Tradition, mit den Aposteln, den apostolischen Vätern und allen Brüdern und Schwestern durch Zeit und Ewigkeit. Nicht nur das wohlige Kuschelgefühl heute.


Aber für all das haben vor allem Journalisten keinen Blick, und deshalb schreibt man auch solche wirren Kommentare, die letztlich nur ein Zeugnis gegen die eigenen journalistischen Fähigkeiten sind.
Pressefreiheit hin oder her: Die andere Seite der Medaille ist, dass man auch bei der Wahrheit bleibt.

Dienstag, 17. Januar 2012

High Mass

Da ich mich in letzter Zeit privat etwas mit dem außerordentlichen Ritus des einen Hl. Messopfers auseinander gesetzt habe, muss ich gestehen, dass ich von Mal zu Mal immer mehr davon fasziniert bin. Allein der Zeichenreichtum ist erstaunlich und da wird das Bedauern immer größer, was nach der Liturgiereform alles verloren gegangen ist.






Dem Heiligen Vater können wir dankbar sein, dass er die Zulassung der Zelebration dieses ehrwürdigen Ritus wieder mehr geöffnet hat. Zum Segen für uns und seine ganze Heilige Kirche.

Sonntag, 15. Januar 2012

Kommt und seht!

2. Sonntag in Jahreskreis - Lesejahr B
In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes!
Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. 
Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus.Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels - Petrus.
Joh 1, 35-42 

"Die Evangelien berichten übereinstimmend, dass die Berufung der Apostel die ersten Schritte des Dienstes Jesu kennzeichnete, nachdem er vom Täufer in den Jordan getauft worden war. (...) Die Begegnung spielt sich am Ufer des Jordan ab. Die Anwesenheit der künftigen Jünger, die wie auch Jesus aus Galiläa gekommen sind, um die Erfahrung der von Johannes gespendeten Taufe zu machen, wirft ein Licht auf ihre geistliche Welt. Sie waren Menschen, die das Reich Gottes erwarteten und sehnsüchtig danach verlangten, den Messias kennenzulernen, dessen bevorstehendes Kommen angekündigt worden war. Es genügt ihnen der Hinweis von Johannes dem Täufer, der in Jesus auf das Lamm Gottes hinweist, damit in ihnen der Wunsch nach einer persönlichen Begegnung mit dem Messias entstehe. Der Wortwechsel Jesu mit den ersten beiden künftigen Aposteln ist sehr ausdrucksstark. Auf die Frage Was wollt ihr?" antworten sie mit einer anderen Frage: "Rabbi, wo wohnst du?" Jesu Antwort ist eine Einladung: "Kommt und seht!" Kommt, um sehen zu können. So beginnt das Abenteuer der Apostel als eine Begegnung von Personen, die sich einander öffnen. Für die Jünger beginnt ein direktes Kennenlernen des Meisters. Sie sehen, wo er wohnt, und beginnen, ihn kennenzulernen. Sie sollen nämlich nicht Verkünder einder Idee, sonder Zeugen einer Person werden. Ehe sie ausgesandt werden, das Evangelium zu verkünden, sollen sie bei Jesus "bleiben" und zu ihm eine persönliche Beziehung herstellen. Auf dieser Grundlage wird die Evangelisierung nichts anderes sein als eine Verkündigung dessen, was man erlebt hat, und eine Aufforderung, einzutreten in das Geheimnis der Gemeinschaft mit Christus."
Benedikt XIV., Generalaudienz 22. März 2006


Willkommen

Habe mich entschlossen, auch den modernen Kommunikationsmitteln noch etwas mehr zu fröhnen und auch den Blog als Ort der Verkündigung zu nutzen.

Was genau ich hier in Zukunft posten werde, weiß ich noch nicht genau. Dazu werden aber sicherlich Gedanken zum Sonntagsevangelium, zu aktuellen Anlässen, etc. gehören.

Viel Freude beim Lesen und Mitdenken wünscht

fr. Michael